Wildesel – die Vorfahren unserer Hausesel
Besuch im Zoo Basel
Der Zoo Basel hält einige Wildesel aus Afrika, um den Fortbestand der stark bedrohten Tierart zu sichern. Das Verständnis ihrer Eigenheiten ist eine Hilfe, die Bedürfnisse auch unserer Hausesel besser zu verstehen.
Michael Götz, M. Götz Agrarjournalist GmbH, Eggersriet SG
Der Zoo Basel hält seit 1970 eine Gruppe von vier Somali Wildeseln, die er – wie deren Name sagt – aus Somalia einführte. Der Schweizer Tierschutz STS organisierte vor allem für Eselhalter einen Besuch im Zoo, um die Eigenheiten der Vorfahren ihrer Hausesel kennenzulernen. Beatrice Steck, zuständig für das Zuchtbuch der Wildesel vom Zoo Basel gab den etwa 50 Interessierten einen Einblick in das Leben der Wildesel und in deren Erhaltungszucht.
Die Hengste sind Einzelgänger
Hengst Adam bewacht seine Stute La Grischa. Das Gehege liegt etwas tiefer als die Plattform der Besucher, dazwischen befindet sich ein Wassergraben in Form eines Teiches. Eine zweite Stute mit ihrem Jungen ist von den beiden getrennt, denn erwachsene Hengste sind in der Natur eher Einzelgänger Sie verteidigen ihr Territorium gegenüber Feinden und anderen Hengsten. An den Wildeseln fallen die für sie typischen, schwarzen Querstreifen an den Beinen auf. Das graue Fell fühle sich wie Samt an, führt die mit den Wildeseln vertraute Zoologin ? weiter aus. Der Somali Wildesel ist eine der drei Unterarten der Vorfahren unserer Hausesel. Im Sudan lebt noch der Nubische Esel, während der Nordafrikanische Esel ausgestorben ist. Der Boden des Geheges besteht aus Steinen. Er ahmt die vulkanische Steinwüste in den Ursprungsländern Eritrea und Äthiopien nach. Die Hufe der Wildesel sind für harte und trockene Böden zugeschnitten. Auf weichen, nassen Böden kommt es leicht zu Huferkrankungen. Während bei den Equiden, zu denen die Esel zählen, die Tiere in Haremsgruppen leben, das heisst ein Leithengst eine Herde von Stuten und Jungtieren führt, sind bei den Wildeseln die Hengste wie erwähnt eher Einzelgänger. Sie sind jedoch an Wasserstellen gemeinsam mit Stuten und Jungtieren anzutreffen. Der Hengst sorgt dafür, dass Stuten und Jungtiere Zugang zum Wasser bekommen. «Der Hengst verteidigt knappe Ressourcen», erklärt Beatrice Steck.
Zoo nimmt am Erhaltungszuchtprogramm teil
Den Bestand der Wildesel in ihrer Heimat schätzt man auf rund 100 Tiere. Obwohl der Lebensraum Tausende von Quadratkilometern gross ist, werden die Wildesel immer mehr von den Herden der Nomaden konkurrenziert. Es gibt Schutzprogramme, aber immer noch fallen viele Wildesel Wilderern zum Opfer. Der Zoo Basel nimmt mit anderen europäischen Zoos am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm EEP, auch Ex-situ Programm genannt, teil. Dieses fördert die gezielte und koordinierte Zucht von in Zoos gehaltenen Tierarten. «Man kann es mit einer Partnervermittlung vergleichen», erklärt Steck. Sie führt das Zuchtbuch der 175 Wildesel, die in 40 europäischen Zoos gehalten werden und berät die Zoos bei der Anpaarung der Tiere. Mit Hilfe der Abstammungsdaten berechnet der Computer den Inzuchtgrad, der Fruchtbarkeit und Vitalität der Tiere beeinflusst. «Ich setze alles daran, gesunde und genetisch vielfältige Populationen zu erhalten», betont die engagierte Zuchtbuchführerin. In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Wildesel in europäischen Zoos von 70 auf 175 Tiere angewachsen. Es sei oft schwierig, neue Plätze für die Jungtiere zu finden, insbesondere für Hengste, da diese oft aggressiv seien. Die Zoos schauen darauf, mit Hengsten zu züchten, die mit Mensch und Tier verträglicher sind, auch wenn das Leben in der Natur eher aggressivere Hengste verlangt. Hengste, die nicht zur Zucht verwendet werden, werden kastriert, da sie sich nicht mit anderen Hengsten vertragen.
Wildesel vertragen keine dauernde Nässe
Wildesel sind von Natur aus sehr robuste Tiere. In Zoos treten allerdings immer wieder Sarkoide – gutartige Tumore – an den Geschlechtsorganen der Esel auf. Dies könnte daran liegen, dass die genetische Basis der importierten Wildesel schmal ist, das heisst, dass man gerade diejenigen importiert hat, die dafür empfänglich sind. Für die Haltung der Tiere braucht es gedeckte Unterstände und im Winter sogar einen beheizten Stall, führt Steck aus. In der Heimat der Tiere ist es trocken und heiss. Das Fell enthält weniger wasserabstossendes Fett, so dass es bei Regen schnell durchnässt. Auch ein Sandbad zur Fellpflege ist wichtig. Zwischen den Steinen im Gehege wächst kaum Gras. Die Tiere bekommen jedoch täglich eine Mischung aus Stroh und rohfaserreichem Heu vorgelegt. Wasser steht ihnen neben dem Wassergraben an einer Tränke zu Verfügung, Sackgassen gilt es zu vermeiden, da zur Paarungszeit der Hengst die Stuten treibt. Im Zoo Basel helfen runde Inseln, auf denen Altholz aufgeschichtet ist, den Tieren beim Ausweichen. «Eine Haltung zusammen mit anderen Equiden ist nicht möglich», betont die Wildeselkennerin.