Gutes Reiten


Diverse Orte und Daten

Propagiert wird sie überall, die Harmonie zwischen Pferden und Reiterinnen oder Reitern. Überall anzutreffen ist sie leider nicht. Mit der Aktion «Happy Horse – gutes Vorbereiten auf dem Abreitplatz» zeichnet der Schweizer Tierschutz STS pferdefreundliches Reiten aus und findet damit eine immer breitere Unterstützung. Mitgetragen wird sie von Swiss Equestrian und dem Nationalen Pferdezentrum Bern. Damian Müller, Präsident des Pferdesportverbandes, stuft «Happy Horse» als perfektes Beispiel ein, wie sich das Wohlergehen der Pferde und die immer häufiger genannte soziale Lizenz des Sports in der Öffentlichkeit thematisieren lassen. Interesse an der Kampagne zeigten sogar ausländische Verbände und holten sich bei Swiss Equestrian weitere Informationen.

Eigentlich sind sich darin alle einig: Das Vorbereiten eines Pferdes auf dem Abreitplatz ist für die bevorstehende Prüfung enorm wichtig. Nicht zuletzt deshalb zeichnen der Schweizer Tierschutz STS, Swiss Equestrian und das NPZ Bern mit der Aktion «Happy Horse» ein gutes und pferdefreundliches Vorbereiten aus. Aufschlussreiche Hinweise wissen wissenschaftliche Studien übers Reiten auf dem Abreitplatz zu geben. Auf unteren Stufen und in den Prüfungen vor den Richterinnen und Richtern werden die Pferde viel weniger hinter der Senkrechten geritten als in den oberen Kategorien respektive auf dem Abreitplatz. Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde sogar der Ruf laut, man sollte das Vorbereiten der Pferde künftig ebenfalls bewerten und in die Rangierung einfliessen lassen. Der Schweizer Tierschutz STS begrüsst diese Idee. 

Die meisten Reiterinnen und Reiter haben ihre speziellen Vorlieben, wie sie ihr Pferd auf eine Prüfung vorbereiten. Für sie ist es Routine und läuft in der Regel immer gleich ab. Das Pferd wird zwar für fünf Minuten am längeren Zügel im Schritt geritten, bevor mit dem in der Reiterwelt so gängigen Ausdruck «Lösen» begonnen wird. Es wird am längeren Zügel auf dem Vorbereitungsplatz etwas herumgetrabt, dann wird weiterhin ohne eigentliche Anlehnung ein bisschen galoppiert. Damit es zudem «lösungsgerecht» ausschaut, bringt der Reiter sein Pferd mit kleineren Zügel-Anzügen dazu, Hals und Kopf vorwärts-abwärts zu tragen. In der Meinung, nun sei eine «Losgelassenheit» erreicht. Doch das hat weder mit Losgelassenheit noch mit einem «Lösen des Pferdes» etwas zu tun. Im Gegenteil, so kommt jedes Pferd zuerst einmal auf die Vorhand. Doch gerade das wollen wir ja vermeiden – und zwar von Beginn an. 

Dass es 2023 erstmals zu «Happy Horse»-Einsätzen beim Springen kam, freute den STS besonders, ist Springen doch zweifellos die beliebteste Pferdesportdisziplin. Die beiden Veranstalter Diepoldsau SG und Olsberg AG meldeten sich zudem für den Award von sich aus und waren bereit, die Konkurrentinnen und Konkurrenten mit Startnummern zu versehen. Dies ist leider derzeit in der Disziplin Springen nicht vorgeschrieben. Nebst den beiden Springturnieren besuchte der STS 2023 mit «Happy Horse»-Teams Dressurprüfungen in Turbenthal ZH, Schüpfheim LU und Eiken AG, ein Concours Complet im NPZ Bern sowie ein Reining in Matzendorf SO. Bei der Dressur und dem Concours Complet beurteilten Antoinette Lier und Regula Straumann das Abreiten und für die Springen konnten Lotti Kunz, John Roche und Simone Wanzenried gewonnen werden. Vor den Siegerehrungen konnte der STS zudem die Kampagne mit dem von der Firma Hauptner gestifteten 50-Franken-Award vorstellen. Für den Schweizer Tierschutz STS ist es ein zentrales Anliegen, dass die Pferdesporttreibenden ehrlich bemüht sind, dem Pferd auch in Prüfungssituationen gerecht zu werden und es stets respektvoll zu behandeln. Solches Verhalten will der STS öffentlich anerkennen, gute Vorbilder auszeichnen und noch mehr Reiterinnen und Reiter, Fahrerinnen und Fahrer sowie Voltigiererinnen und Voltigierer animieren, beim Pferdesport ein Hauptaugenmerk auf die Fairness zum Sportpartner Pferd zu legen. In ein paar Sätzen legte eine der «Happy Horse»-Bewertungspersonen noch dar, auf was es beim Vorbereiten auf dem Abreitplatz ankommt und wie bewertet wird. Mit Noten von 1 bis 10 werden Lösungsphase, Arbeitsphase, Hilfengebung, Sitz Reiterin/Reiter, Losgelassen- und Zufriedenheit Pferd, Durchlässigkeit sowie Harmonie beurteilt. Um zum Award zu kommen, braucht es die Note 7 im Durchschnitt. 

An positiven Rückmeldungen aus den Reiterkreisen fehlte es zudem auf keinem Platz. Der Gewinn eines Awards bedeutete vielen mehr als eine vordere Klassierung. Diese Rückmeldungen zeigen, dass der grossen Mehrheit der Reiterinnen und Reiter ein pferdefreundliches Reiten ein echtes Anliegen ist, und dem Schweizer Tierschutz STS, dass er mit dem «Happy Horse» positiv mit feinen Hilfen auf die Pferdeszene einzuwirken vermag. Auch Zuschauerinnen gingen spontan auf das «Happy Horse»-Team zu und drückten ihre Freude aus.

Happy Horse


AChoix-Wettbewerbe

In den AChoix-Wettbewerben in Turbenthal ZH am 6. Mai und Schüpfheim LU am 27. Mai hatten Regula Straumann und Antoinette Lier die Paare fürs «Happy Horse» zu beobachten. Etwas einfacher stellte sich die Aufgabe in Turbenthal ZH, wo sich die Konkurrentinnen und Konkurrenten in einer Halle auf ihre L14- oder L16-Aufgabe vorbereiteten. In Schüpfheim LU herrschten mit zwei Sandplätzen und einer Halle für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wohl paradiesische Verhältnisse, für die beiden Beobachterinnen dagegen war es sehr anspruchsvoll, das Vorbereiten der Pferde verfolgen zu können. Zudem spiegelte sich das Prüfungsniveau in der Qualität des Abreitens. In Turbenthal ZH waren klarere Vorbereitungskonzepte zu erkennen als in Schüpfheim LU, wo Programme von GA03 bis GA09 geritten wurden. Als frühere internationale Reiterin riet Regula Straumann aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung denn auch, das Vorbereiten der Pferde diszipliniert auf die anstehende Aufgabe auszurichten. Dazu gehöre, dass nicht Übungen geritten würden, die im Programm nicht vorkommen, Programm-Lektionen dagegen vergessen würden.

CD Eiken

Wie schon in den vergangenen Jahren sassen die «Happy Horse»-Bewerterinnen am CD Eiken am 15. September 2023 auf der Tribüne in der Reithalle und beobachteten von dort aus die Vorbereitungen für die M22-Konkurrenz. Die Vorbereitungen liefen allesamt in einem pferdefreundlichen Rahmen ab, was oft schwer zu erkennen war, nach welchem Konzept die Pferde auf die anstehende M22-Prüfung vorbereitet wurden. Es scheint offenbar auch an den Ausbildnerinnen und Ausbildnern zu liegen, dass diese ihre Schülerinnen und Schüler zu wenig auf ein dem Niveau angepasstes Abreiten aufmerksam machen.

Springen in Diepoldsau

Besser als beim Springen in Diepoldsau SG am Pfingstmontag, 29. Mai hätten die Bedingungen für das Beobachter-Team Lotti Kunz und John Roche nicht sein können. Hoch oben von der Reiterstube aus konnten sie das Abreiten der fast 60 Paare in der Halle uneingeschränkt beobachten. «It was just perfect!», fasste John Roche, der frühere FEI-Springchef, das Geschehen zusammen. Gut zehn Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen auf die nötigen Punkte und damit zu einem 50-Franken-Gutschein von Hauptner. Vor der Abgabe schilderte Lotti Kunz noch die beim Vorbereiten der Pferde auf das B/R 95-Springen gewonnenen Eindrücke. Genügend Zeit hätten sich alle genommen. Doch oft sei kein klares Konzept zu erkennen gewesen, wie das Pferd auf sein Vermögen abgestimmt auf die anstehende Aufgabe vorbereitet werde. Und – liess sie wissen – es gehe gar nicht, nach etwas Schritt, Trab und Galopp sowie ein paar Sprüngen das Pferd kurz vor dem Einreiten in den Parcours am hingegebenen Zügel baumeln zu lassen: «Vor dem Start muss das Pferd wach an den Hilfen stehen, um auf unsere Zeichen reagieren zu können.» 

Springen für Freiberger in Olsberg

Kleiner war die Aufgabe für Simone Wanzenried und John Roche beim Springen für Freiberger in Olsberg AG am 26. August. Beim «Happy Horse Springen» spielt es zum Beispiel keine Rolle, wie viele Stangen fallen. Dennoch fiel auf, dass viele Award-Punkte auch zu wenigen Fehlern im Parcours führten. Für den Veranstalter Pferdefreunde Violental war die Prämierung eine passende Ergänzung im Ablauf des Tages und eine Bereicherung des Programmes.

NPZ Bern

Mit einem höchst erfreulichen Resultat endete die CC-Prüfung U25 im herrlichen Paddock des NPZ Bern am 23. Juli. Beim Bewerten hatte man sich auf die Vorbereitung auf das Dressurprogramm zu beschränken. Wer beim Abreiten des Pferdes für die Dressur auffiel und zu guten Noten kam, wusste später im Springparcours wie im Paddock über die festen Hindernisse zu bestehen: Die in der Prüfung rangierten fünf Konkurrentinnen und Konkurrenten waren zuvor schon mit dem «Happy Horse Award» für ihr pferdefreundliches Abreiten ausgezeichnet worden. 

Reining Turnier in Matzendorf

Am Reining Turnier in Matzendorf SO fand am 18. Juni das «Happy Horse»-Team wieder eine geeignete Prüfung für ein Beobachten des Vorbereitens auf die Prüfung. Aufgrund der allgemein eher bescheidenen Teilnehmerzahlen wurde als Beurteilungsprüfung «Any Horse, any Rider» ausgelesen. Nun, ob volle Felder wie beim Springen mit 60 Paaren oder eher bescheidenen Starterlisten, mit «Happy Horse» lässt sich immer das gleiche Ziel erreichen: Auszeichnen von pferdefreundlichem Abreiten. Im Durchschnitt sind es jeweils gut zehn Prozent der Startenden, die zu einem Hauptner-Gutschein kommen. In unteren Kategorien sogar oft einige mehr.